3. Wertschätzung und Liebe prägen unser Miteinander
Wir sind dankbar füreinander und achten einander.
Wir reden und denken gut über andere.
Wir sind ehrlich und aufrichtig.
Seit fast zwei Jahren lebe ich nun in einer WG mit sieben anderen Jungs. Ich denke, niemand ist überrascht, wenn ich jetzt sage, dass es da gelegentlich zu gewissen Differenzen kommt. Wer schon Mal in einer WG gelebt hat, der weiß, dass ein Dauerbrenner im WG-Leben das Thema Sauberkeit, vor allem in der Küche und beim Abwasch, ist. Wenn ich also mal wieder abends nach einem langen Tag in die Küche komme und die ganze Arbeitsfläche wieder vollgestellt ist mit dreckigem Geschirr, dann habe ich zwei Optionen darauf zu reagieren: Erstens, ich raste aus, schreibe eine wütende Nachricht in die WG-WhatsApp-Gruppe und lasse meinen Frust über die schuldige Person noch zwei Tage später bei einem anderen WG-Mitbewohner raus oder zweitens, ich atme tief durch, schnappe mir den Geschirrlappen und mache mich ans Werk. Für welche Option würdest du dich entscheiden? Als ich merkte, dass Option 1 nicht wirklich viel brachte, außer einer angespannten Stimmung in der WG, ging ich irgendwann zu Option 2 über.
Ich nehme an, jeder kennt ähnliche Situationen. Wie gerne regen wir uns über andere auf, sind genervt voneinander und reden schlecht über den anderen hinter seinem Rücken? Selbst die christlichste Gemeinschaft ist davon nicht verschont. Aber die Bibel hat eine klare Meinung dazu, wie Christen untereinander und gegenüber anderen, miteinander umgehen sollten und können. Jakobus, ein Leiter der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem schreibt in einem Brief an seine Gemeinde:
Ärgert euch nicht übereinander, liebe Geschwister. Ihr wollt doch nicht gerichtet werden. (Jakobus 5,9)
Und auch der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Gemeinde in Kolossä:
„Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat! Wie der Herr euch vergeben hat, müsst auch ihr vergeben!“ (Kolosser 3,13)
Wenn man mit dem Kopf über einer Spüle mit dreckigem Geschirr steht, hat man viel Zeit darüber nachzudenken, was diese Verse bedeuten. Zunächst einmal erfahren wir hier, dass es irgendwann ein Gericht geben wird. Die Bibel sagt uns, dass in diesem Gericht alle Dinge offenbar werden. Jede Ungerechtigkeit, jedes Leid, alles, was wir Menschen uns gegenseitig angetan haben, wird dort von Gott als gerechtem Richter gerichtet werden. Denn er ist ein Gott, der das Unrecht hasst und das Leid sieht. Jeder Durst nach Gerechtigkeit wird dort gestillt werden, weil jedes Unrecht ausgeräumt und bezahlt werden muss. Auch das im Verhältnis eher kleine Unrecht, dass mir meine WG-Mitbewohner angetan haben, indem ich mich über sie ärgere, weil ich mal wieder ihr dreckiges Geschirr wegwasche, wird dort zur Sprache kommen.
Wenn sogar solche „Kleinigkeiten“ gerichtet werden, wer kann dann in diesem Gericht bestehen? Wer bleibt unschuldig? Die Antwort: Niemand! Wir alle sind schuldig geworden und können unsere Strafe nie bezahlen. Gott weiß das und hat eine Lösung für das Problem gefunden. Weil er uns so sehr liebt und nicht mit ansehen kann, wie wir alle im Gericht verlorengehen, hat er jemand anderen an unserer Stelle die Schuld bezahlen lassen. Er hat seinen eigenen Sohn Jesus Christus für uns am Kreuz sterben lassen, damit er die Strafe trägt, die wir verdient hätten. Wer das annimmt, ist freigesprochen von seiner Schuld.
Irgendwie ist das aber doch unbefriedigend, oder? Jetzt hat mir mein Mitbewohner Unrecht angetan und ich bin wütend auf ihn. Ist jetzt diese Schuld einfach so weg, weil Jesus für ihn bezahlt hat? Ja, das ist sie! Aber nicht nur seine, auch meine. Denn wie viel Schuld habe ich angehäuft? Ich habe mal das Bad nicht geputzt, habe jemanden durch mein Handeln verletzt oder enttäuscht. Was wird über mich in diesem Gericht rauskommen? Aber auch meine Schuld hat Jesus auf sich genommen. Die Schuld ist nicht weg, das wäre ungerecht, aber jemand hat an meiner Stelle für sie bezahlt, um den Schaden wieder gut zu machen. Darum kann und will ich meinem Bruder gerne vergeben, weil Jesus auch mir vergeben hat.
Warum erzähle ich das alles und was hat das mit Liebe und Wertschätzung zu tun? Die Erkenntnis, dass nicht nur ich meinen Nächsten ertrage, sondern er auch oft mich und dass nicht ich es bin, der Gerechtigkeit schaffen muss, sind wichtige Grundlagen für ein liebevolles und wertschätzendes Miteinander. Es macht uns demütig und liebevoller im Umgang miteinander, wenn wir an unserem nächsten das Blut Jesu sehen, das uns sagt, dass Jesus ihm vergeben hat. Auch wenn wir unseren Nächsten sehen, der dieses Geschenk noch nicht für sich in Anspruch genommen hat, dürfen wir einen Menschen sehen, den Jesus unglaublich liebt und für den er bereit ist, alles zu tun, um ihn zu retten. Nur dieser Blick auf unseren Nächsten – der Blick durch die Augen Jesu – kann uns wirklich liebend, wertschätzend und ehrlich voreinander sein lassen. Das Geheimnis einer guten Beziehung ist Jesus im Mittelpunkt und als Mittler. Ich kann lieben, weil Jesus mich liebt. Ich kann meinen Nächsten ertragen, weil Jesus mich ertragen hat. Ich kann vergeben, weil Jesus mir vergeben hat.