Vom 14.-16.2.2020 freuen wir uns auf den zweiten Besuch von Pastor Olaf Latzel in unserer Gemeinde. Nach den überraschenden und lehrreichen Einblicken in das Leben des Propheten Elisa vor zwei Jahren wartet im Februar 2020 ein neues spannendes Thema: Herausfordernde Psalmen.
Die Psalmen sind ein Buch der Bibel mit 150 Gebeten und Liedern. Wir haben uns mit Olaf über das Beten unterhalten.
- Ich habe mal gehört „Gebet sei konzentriertes Nachdenken“. Hast du dem etwas hinzuzufügen?
Da könnte ich jetzt eine halbe Stunde etwas hinzufügen. Dieser Satz ist totaler Quatsch, denn dann hätte Beten nur etwas mit mir selbst zu tun. Gebet ist etwas ganz anderes, nämlich das Gespräch mit dem allmächtigen Gott.
- Wie lange muss ich eigentlich beten, damit es etwas bringt?
Gott hört jedes Gebet. Die Bibel spricht klar davon (z. B. im Buch der Offenbarung), dass alle Gebete der Gläubigen vor dem Thron Gottes gesammelt werden. Es kommt also nicht auf die Dauer an.
- Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie häufig ich meine Gedanken und Anliegen vor Gott bringe. Interessiert sich Gott überhaupt für meine Probleme?
Wenn du Jesus Christus in deinem Leben nachfolgst, bist du ein geliebtes Kind Gottes. Natürlich interessiert sich Gott für deine Anliegen. Die Bibel gebraucht das Bild eines um sein Kind kümmernden Vaters. Noch viel mehr ist unser himmlischer Vater um uns bemüht. Jesus fordert dazu auf, alle Sorgen auf ihn zu werfen und er wird uns helfen.
- Man könnte den Eindruck bekommen, das Gebet sei eine Art Selbsthilfe-Therapie. Nach dem Motto „Danach geht es mir besser.“ Teilst du diese Einschätzung?
Zu dieser Einschätzung kann ein echter Christ nicht kommen. Im Gebet frage ich nach dem Willen des Allmächtigen. Es geht um Lob, Dank, Buße und Fürbitte. Wer im Gebet eine „Selbsthilfe-Therapie“ sieht, hat den lebendigen Glauben an Jesus Christus noch nicht gefunden.
- Wie hat sich dein persönliches Gebetsleben in deinen Jahren als Christ verändert? Was hast du gelernt?
Als junger Christ habe ich einen großen Schwerpunkt auf die Fürbitte gelegt. Natürlich tue ich das auch noch heute, wenn ich um Wegführung oder konkrete Anliegen bete. Mit der Zeit durfte ich aber lernen wie wichtig die Elemente Lob, Dank und die Buße sind. In der Beschäftigung mit der Bibel wird schnell deutlich, dass es um mehr geht als „Bitte, bitte, gib mir…“.
- Die Psalmen sind ein Buch in der Bibel mit 150 Gebeten. Wie würdest du dieses Buch beschreiben, was finden wir darin?
Wir finden darin Wort Gottes. Er gibt uns in diesen 150 Psalmen ganz viele und wesentliche Informationen. Dabei geht es um unser Gebetsleben, aber auch ganz praktisch um zwischenmenschliche Beziehungen. Die Psalmen sind eine Gebetsschule, die uns eröffnen kann, was alles in ein lebendiges Gebetsleben hineingehört. Auch bei den Psalmen stellt sich die Frage nach dem „Sitz des Lebens“, d. h. in welcher Situation hat der Psalmschreiber gesteckt. Dabei stellen wir fest, dass das Gespräch mit Gott in jeder Lebenslage angesagt ist, egal ob in furchtbaren Niederlagen, nach Todesfällen oder auch in fröhlichen Zeiten. Das Psalmbuch ist vielleicht das große Lehrbuch über den Menschen schlechthin, theologisch wie soziologisch.
- Viele dieser Gebete stammen von David, einem Mann der auch mit Ehebruch und Mord in Verbindung gebracht wird. Warum sollten wir Gebete von diesem Mann lesen?
Das ist das wunderbare am Wort Gottes. David formulierte diese Gebete, teilweise wurden sie von anderen Menschen formuliert, aber immer geleitet durch die Hand Gottes. Gott wollte, dass die Bibel so geschrieben wurde und unsere Aufgabe ist es, uns damit auseinander zu setzen. David ist so ein großartiges Beispiel, dass Menschen von Gott gerechtfertigt und Sünder zugleich seien können. Wenn selbst der große David so versagte und doch von Gott geliebt war, wie sehr können wir von seinen Erfahrungen und seiner wiederholten Umkehr zu Gott lernen. Davids Stärke war nicht seine militärische Kraft, sein Charisma oder seine vielen Erfolge, sondern seine Bereitschaft zur Buße. Er macht viele Fehler, aber immer wieder schlägt er in sich und bittet Gott um Vergebung. Die Psalmen Davids sind mit das stärkste und mächtigste was es gibt, ob nun von David oder für ihn geschrieben. Welch große Segensströme sind z. B. aus seinem Psalm 23 entsprungen. Es ist Wort vom lebendigen Gott – das ist der Hammer! Unbedingt lesen und daraus lernen!
- Es gibt Psalmen, die sprachlich und inhaltlich nicht in unsere Zeit zu passen scheinen oder schwierig zu übertragen sind. Lohnt sich hier die Auseinandersetzung?
Kein einziger Psalm passt nicht in diese Zeit. Jedes Wort der Bibel, und damit auch die Psalmen, hat einen absolut gegenwärtigen und ewigen Bezug. Wir Menschen mögen nicht sofort alles verstehen, aber ich kann nur ermutigen, gerade ganz tief in die schwierigen Texte einzusteigen. Ein Beispiel: Weißbrot ist schnell verschlungen und leicht verdaulich. Schwarzbrot ist am schwersten zu verdauen, kostet den Körper Anstrengungen, gibt aber am Ende die meisten Nährstoffe und Kraft. So sehe ich auch die „Herausfordernden Psalmen“ für unser Wochenende im Februar.
- Wenn du für die Christen in Deutschland beten sollst, was würdest du in Kurzform formulieren?
Unser Heiland Jesus Christus, führe uns als deine Kinder immer wieder neu in die Buße, damit wir aufgeweckt werden. Im Epheserbrief lesen wir „Wach auf, der du schläfst.“. Gib uns Kraft, mutig und lebendig mit der Verkündigung deines Wortes aufzutreten. Herr, schenke unserem Land durch unsere Regierung weiterhin die Möglichkeit, dein Wort frei und ohne Verbote haben zu dürfen. Amen.
Olaf, danke für das Gespräch und wir freuen uns sehr auf deinen Besuch in Wolfsburg!