19 Bundesligaspiele, zwei Pokalspiele, drei Tore und dann noch die erfolgreichen Relegationsspiele um den Verbleib in der 1. Bundesliga gegen Holstein Kiel. Felix
Udoukhai hat in seiner ersten Saison für den VFL Wolfsburg schon einiges erlebt. Der 20-Jährige ist trotz etwas Verletzungspech zur wichtigen Abwehrstütze und zum Fanliebling in der VW-Stadt geworden. Wir haben mit ihm gemeinsam zurückgeblickt und wollten ihn auch persönlich besser kennenlernen.
Redaktion: Felix, Du hast nigerianische Wurzeln, bist im ostdeutschen Aue aufgewachsen, nach München gezogen und nun seit Sommer 2017 in Wolfsburg. Wie hat dir dein erstes Jahr in Wolfsburg gefallen?
Felix: Mein erstes Jahr in Wolfsburg habe ich mit gemischten Gefühlen und Eindrücken erlebt. Auf der einen Seite ist es sportlich für mich persönlich sehr gut verlaufen. Ich wurde auch nicht nur im Verein gut aufgenommen, sondern habe auch schnell eine Gemeinde gefunden. Auf der anderen Seite wurde es vor allem mit dem Abstiegskampf zum Ende der Saison nicht einfach und ich hatte mit meinen Verletzungen zu kämpfen. Als Fazit durfte ich in meinem ersten Jahr in Wolfsburg sehr viel lernen und neue Eindrücke für das Leben sammeln.
Beim Traditionsklub TSV 1860 München hast du die erste Luft im Profi-Fußball geschnuppert. Was war in deiner ersten Bundesligasaison neu oder herausfordernd für dich?
Natürlich ist das Niveau der 1. Bundesliga ein anderes als der 2. Bundesliga sowie die individuelle Klasse der Spieler. Mich schnell zu adaptieren war für mich eine Herausforderung, die ich aber aus meiner Sicht gut gemeistert habe. Natürlich habe ich auch immer von den Spielen gegen die Besten des Landes geträumt. Die Stimmung im Stadion, die Atmosphäre aber auch die Medienpräsenz ist stärker.
Als Profisportler stehst du regelmäßig in der Öffentlichkeit (Fernsehen, Zeitung, etc.). Setzt dich das unter Druck? Wie gehst du damit um?
Jeder definiert Druck anders und es gibt verschiedene Arten von Druck. Ich persönlich habe vor allem am Ende der Saison in Verbindung mit der Relegation gemerkt, dass Druck einen sehr lähmen kann. Ich denke, es ist Gold wert solche Phasen zu erleben, auch wenn sie im ersten Moment nicht schmecken. Aber wenn man die richtigen Schlüsse daraus zieht, kann man wachsen und reifen. Und das nicht nur als Fußballer, sondern viel mehr als Mensch.
Deshalb ist es für mich wichtig, dass ich mich nicht über den Fußball definiere oder der Fußball mich definiert, sondern ich Mensch und Person Felix bin und bleibe.
In deiner Vorstellung in einer Wolfsburger Zeitung hast du dich als lebendiger Christ bekannt. Wie bist du zu dieser Überzeugung gekommen und was bedeutet der Glaube für dich?
Meine Eltern haben mich in aller Liebe erzogen und als Kind in die Kirche mitgenommen, auch wenn ich früher nicht so Lust auf Gottesdienste hatte. Doch vor ca. 3 Jahren habe ich begonnen, in der Bibel zu lesen und gemerkt, dass Glaube nicht nur Kirchenbesuche sind. Sondern dass Jesus für uns am Kreuz gestorben und wieder auferstanden ist. Für mich ist es am schönsten zu wissen, dass Gott mich liebt so wie ich bin und das will ich auch leben.
Jeder Christ steht in seinem Berufsleben vor Herausforderungen. Welchen Herausforderungen im Glauben stehst du als Profi-Fußballer gegenüber und wie gehst du damit um?
Ich denke, dass die Herausforderungen sogar sehr ähnlich sind, wie für Auszubildende, Lehrer, Schüler oder alle anderen Berufen. Die Aufgabe ist, Werte zu leben, die uns Jesus vorgelebt hat. Manchmal sind es auch Dinge, die im Leben nicht so laufen wie man es sich vorstellt. Aber diese Herausforderungen sehe ich viel mehr als eine Chance: zu teilen, zu lernen, zu wachsen und immer wieder zu erleben, dass Gott groß ist und uns in aller Ruhe hilft und einen Weg aufzeigt.
Wie lebst du deinen Glauben und wie schöpfst du Kraft, wenn du es im Reise- und Trainingsstress nicht schaffst regelmäßig Gottesdienste zu besuchen?
Ich lese sehr gerne in der Bibel und bete regelmäßig. Natürlich würde ich gerne öfters einen Gottesdienst besuchen als es möglich ist. Doch ich sage mir immer, egal wo du bist, welche Uhrzeit ob Montag oder Sonntag, jeder neue Tag ist ein Geschenk des Herrn und er begleitet mich, wohin ich auch gehe. Meine Kraft finde ich in meiner Familie, denn so bin ich geprägt. Die Familie ist der Ort, wo man zu Hause ist. Natürlich ist die Familie nicht immer bei einem vor Ort, aber immer im Herzen und in Gedanken und so ist es auch mit Jesus. Ich sehe ihn nicht mit meinen Augen, aber ich weiß, er sieht mich. Das ist meine Quelle der Kraft und Liebe und dass er wieder auf diese Welt kommen wird.
Wenn man sich Fußball-Spiele im Fernsehen anschaut sieht man öfter Spieler, die sich bekreuzigen oder vor dem Spiel ein Gebet sprechen.
Gibt es bei dir einen ähnlichen „Anker“ in der Spielvorbereitung?
Wie waren in deinen Teams bislang die Reaktionen auf deinen Glauben?
Ja, jeder Spieler hat seine eigenen Rituale oder Abläufe vor einem Spiel. Ich spreche einen Vers oder Psalm, der mir in diesem Moment in den Kopf kommt. In unserer Mannschaft wird jeder mit seinen Ansichten und so wie er lebt respektiert, egal ob Moslem, Jude, dunkelhäutig, Deutscher oder Ausländer. Das habe ich auch erlebt mit meinem Glauben als Christ. Mit einigen Spielern rede ich gerne über den Glauben und tausche mich aus, egal ob einer Moslem oder Christ ist.
Hast du einen Vers oder eine biblische Geschichte mit besonderer Bedeutung für dich?
Der Vers aus Jeremia 29:11 („Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe das Ende, des ihr wartet.“) erinnert mich immer daran, dass Gott am Ende alles zum Guten bringt.
Was sind deine Ziele in der nächsten Saison? Welche Pläne hast du über Wolfsburg hinaus?
Ich will so viele Spiele absolvieren wie möglich und mich fußballerisch weiterentwickeln. Was dann alles passiert weiß man nie. Aber es ist wichtig auch groß zu träumen, denn das Unmögliche ermöglicht allein Gott. Für die deutsche Nationalmannschaft aufzulaufen ist ein großer Traum und die Champions League zu gewinnen.
Wir freuen uns sehr darüber, dass du bereit bist, mit uns ein Interview zu führen und dass du dich so offen zu deinem Glauben bekennst. Was ist deine Motivation?
Ich denke, wir können in dieser Welt noch offener und mutiger von unserem Glauben reden. Ich kenne diese Hemmschwelle von mir persönlich. Doch die gute Botschaft ist das Schönste für uns Menschen. Die Botschaft ist für uns alle relevant und Gott macht keine Unterschiede, sondern vor ihm sind wir alle gleich. Mich motiviert, das Evangelium Christi zu leben! Gott ist Liebe und ich wünsche uns allen, dass wir lieben. Einander, miteinander und unser Leben als Christ ein Zeugnis für Jesus und die Liebe sei.
Felix, wir danken dir für das Interview und freuen uns auf deinen nächsten möglichen Gottesdienstbesuch in der ChristusBrüderGemeinde.