Ein Interview mit Claudia und Eberhard Mühlan
Am 18. Mai 2019 findet erneut ein Elternseminar in der ChristusBrüderGemeinde statt. Dafür haben wir Claudia und Eberhard Mühlan eingeladen, uns zu unterrichten. Das Thema des Tages lautet: „Damit das Familienleben rund läuft“ und soll sowohl darauf abzielen, in der Familie eine gesunde Atmosphäre zu schaffen, als auch den Eltern praktische Tipps zu geben, um die Ehe unter den Kindern nicht zu vergessen. Wir haben mit Claudia und Eberhard über ihre Arbeit, ihre Werte und ihre Erziehungsziele gesprochen.
Ihr beschäftigt euch seit vielen Jahren mit dem Thema Familienleben. Was hat euch dazu bewogen, euch darauf zu spezialisieren?
Eberhard: Ein Grund für die intensive Beschäftigung mit Erziehungsthemen war die eigene große Zahl an Kindern und die Gründung unserer Familienorganisation vor mehr als 30 Jahren.
Claudia: Als ich mit unserem ersten Kind schwanger war, nahmen wir sechs Kinder auf und bekamen danach selbst noch sechs Kinder.
Eberhard: Ich studierte zwar Pädagogik, aber spürte gleich die Diskrepanz zwischen säkularen Erziehungstheorien und dem biblischen Modell. Deswegen war unsere vorrangigste Frage, wie kann ein biblisch begründetes Erziehungsmodell aussehen? Wir hatten dann etwa zehn „ruhige Jahre“, in denen wir lernten und lernten, um dann mit unseren Freunden den Verein „TEAM.F – Neues Leben für Familien“ zu gründen.
Inwiefern haben sich Kinder und die Erziehung in diesen Jahren verändert?
Claudia: Vor 30 bis 40 Jahren bestand zumindest unter christlichen Familien noch das Ideal, dass die Mutter ganz für die Kinder da war oder nur Teilzeit arbeitete. Heute ist die Berufstätigkeit der Mutter nahezu die Norm, das Kind verbringt wesentlich mehr Zeit unter Fremdbetreuung. Die Familie ist stärker eine Feierabend- und Wochenendfamilie geworden.
Eberhard: Dafür spielt jedoch der Vater zunehmend eine stärkere Rolle, der früher vielfach eine Nebenrolle spielte. Weitere Veränderungsfaktoren sind die Digitalisierung der Lebens- und Spielwelt der Kinder und die Propagierung der sexuellen Vielfalt unter dem Schlagwort „Gender Main-streaming“.
Was ist eure Motivation für diese Arbeit?
Eberhard: Wir wünschen uns, dass christliche Familien einen sichtbaren Unterschied machen in unserer Gesellschaft, was Werte, Erziehungsstil, Familienzusammenhalt und -zeiten betreffen. Deswegen gestalten wir nach wie vor gern Seminare, wie dieses in eurer Gemeinde.
Wie kamt ihr dazu, zusätzlich zum ersten (noch ungeborenen Kind), zwei weitere bei euch aufzunehmen? Claudia, wie hast du Eberhard dazu überredet gekriegt?
Claudia: Das war eher umgekehrt. Eberhard ist derjenige mit immer neuen Ideen. Er hat die Notsituation gesehen und ich bin mitgezogen. Wir waren externe Mitarbeiter in dem gerade gegründeten Rehabilitationszentrum „Kaffeetwete“ in Braunschweig. Ein Drogenpaar kam und verschwand und hinterließ zwei kleine Kinder unter all den Junkies. Sie mussten ganz schnell ein Zuhause finden, und da ich gerade meine Mutterschutzzeit hatte, nahmen wir sie kurzerhand auf. Das Jugendamt nahm mit uns Kontakt auf, fand offensichtlich, dass wir kompetent waren, und so kamen wir innerhalb eines Jahres auf sechs Kinder. Das war schon ein Abenteuer…
Was sind eurer Meinung nach die wichtigsten Erziehungsziele von gläubigen Eltern?
Eberhard: Ihre Kinder durch ihren Lebensstil auf Gott hinzuweisen, so dass es ihnen leicht fällt, ihr Leben ebenso Gott anzuvertrauen.
Claudia: Sie persönlichkeitsstark und lebenstüchtig zu machen, so dass sie zielstrebig und selbstbewusst ihr Leben gestalten können.
Unser Seminar-Thema soll in die Richtung Geschwisterkonstellationen und Gefühle gehen. Welche Wichtigkeit hat es, sich mit der eigenen Familiendynamik auseinanderzusetzen? Was kann es bewirken?
Eberhard: Bei dem Thema bleibt es nicht aus, sich mit der eigenen Familiengeschichte zu befassen und was sie mit einem gemacht hat. Das ist heilsam, besonders, wenn man dadurch auch Frieden mit seiner eigenen Vergangenheit schließen kann. Und das wirkt sich wiederum auf den Umgang mit den eigenen Kindern aus. Ich kann nur empfehlen, sich dieser Dynamik zu stellen.
Was würdet ihr unseren jungen Eltern gern besonders mit auf den Weg geben?
Claudia: Zeit, Zeit, Zeit… Das Leben verläuft in Phasen, und die Kleinkindzeit kann anstrengend und zeitintensiv werden. Aber dann kommen auch wieder andere Zeiten. Man kann nicht alles gleichzeitig haben: Kinder, einen tollen Job, Zeit für sich selbst – aber doch sehr viel Schönes nacheinander. Diesen Weitblick wünsche ich besonders jungen Eltern.
Eberhard: Und sich informieren, wie man gut mit seinen Kindern klarkommen kann. Dafür wird dieser Seminartag da sein.
Eure Kinder sind inzwischen alle erwachsen. Nehmen sie eure Tipps für Ehe und Erziehung an?
Claudia: Wir sind stolz auf unsere Kinder und wie sie miteinander und mit ihren Kindern umgehen. Besonders auch, wie sich die Väter eingeben – es ist halt eine neue Generation. Jeder Familienverband hat ja
Generation. Jeder Familienverband hat ja seine Besonderheiten, so auch bei den Mühlans: Geselligkeit, Reisen, Liebe zu Natur und Tieren…
Viele Paare berichten davon, dass sich ihr Eheleben durch die Kinder verändert hat. Was sind eure Tipps dafür, die Ehe auch weiterhin blühen zu lassen?
Eberhard: Schon als junge Eltern war uns klar: alle Kinder werden einmal aus dem Haus und ihre eigenen Wege gehen. Aber wir zwei wollen miteinander glücklich alt werden. So ist es eingetreten; nächstes Jahr feiern wir Goldene Hochzeit. Was uns durchgetragen hat waren immer wieder Zeiten zu zweit, um Freundschaft und Kommunikation zu erhalten und immer großzügiger mit den kleinen Macken umzugehen, die nun einmal jeder hat.
Das Thema „Gender Mainstreaming“ löst bei den meisten gläubigen Eltern Panik aus. Was meint ihr, wovor fürchten sie sich am meisten und sind ihre Ängste berechtigt?
Claudia: Dass es schlimmer und schlimmer wird und ihre Kinder es einmal nicht schaffen, sexuell mit guten, christlichen Werten zu leben.
Eberhard: So muss es aber nicht kommen. Es ist ganz wichtig, gut informiert zu sein, den Mund aufzumachen und sich einzumischen! Deswegen ist das Seminar nicht nur für Eltern, sondern auch gerade für Großeltern und Mitarbeiter. Es ist ein Thema für die ganze Gemeinde!
Claudia: Und was Werte betrifft, kommt es wiederum darauf an, wie Eltern sie leben und vertreten und wie die Familienatmosphäre beschaffen ist. In einer Atmosphäre der Offenheit, des Vertrauens und gegenseitiger Wertschätzung werden Kinder eher die Werte der Eltern und der Gemeinde übernehmen.
Mit welchem Thema beschäftigt ihr euch zur Zeit?
Eberhard: Sehr stark mit dem Thema „Interkulturelle Kompetenz“, gerade angesichts von Migration und Multikulturalität in Deutschland, und welchen Beitrag Christen leisten können.
Claudia: Wir halten gern Seminare für interkulturelle Paare und wie das Miteinander verschiedener Kulturen in einer christlichen Gemeinde besser gelingen kann.