2. Die Gemeinde als Glaubens- und Gebetsgemeinschaft ist uns wichtig
Wir beten für die Gemeinde und füreinander.
Wir nehmen am Gemeindeleben teil.
Wir bringen unsere Gaben ein.
Das sind bekannte Worte, erst recht, wenn man mit der Kirche vertraut ist. Aber nur weil etwas bekannt ist, heißt es noch lange nicht, dass es keiner Erklärung bedarf. Ich kann mir vorstellen, dass die eine Hälfte von uns die Worte „Glauben und Gebet in Gemeinschaft“ so häufig gehört haben, dass sie vergessen über deren Wichtigkeit nachzudenken. Während die andere Hälfte von uns denkt, die Antwort bereits zu kennen und sich gar nicht erst traut nach der Bedeutung zu fragen, weil diese Frage Unwissenheit erkennen ließe. Ich kann für mich sagen, dass ich mich oft mit beiden Hälften identifiziere. Um uns dabei zu helfen über das Bekannte nachzudenken und Fragen zu unseren Annahmen bezüglich der Bedeutung von „Glauben und Gebet in Gemeinschaft“ zu stellen, möchte ich eine Passage aus dem Hebräerbrief betrachten, der an die ersten Gemeinden in der Verfolgung geschrieben wurde.
"19 Da wir nun, ihr Brüder, kraft des Blutes Jesu Freimütigkeit haben zum Eingang in das Heiligtum, 20 den er uns eingeweiht hat als neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang hindurch, das heißt, durch sein Fleisch, 21 und da wir einen großen Priester über das Haus Gottes haben, 22 so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in völliger Gewissheit des Glaubens, durch Besprengung der Herzen los vom bösen Gewissen und am Leib gewaschen mit reinem Wasser. 23 Lasst uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung, ohne zu wanken – denn er ist treu, der die Verheißung gegeben hat –, 24 und lasst uns aufeinander achtgeben, damit wir uns gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken, 25 indem wir unsere eigene Versammlung nicht verlassen, wie es einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr den Tag herannahen seht!" - Hebräer 10, 19-25
Dieser Abschnitt enthält drei deutliche Aufforderungen, die uns gelten. Nicht dir, mir, ihr und ihnen, sondern uns allen gemeinsam. Das ist die Gemeinschaft oder auch die Familie, die Gott durch die Kraft seines Sohnes Jesus Christus geschaffen hat. Das ist, wofür wir geschaffen wurden und wofür Christus gestorben ist, nämlich um uns diese Gemeinschaft hier auf der Erde und im Himmel zu geben. Weinen, wenn jemand weint und sich mit anderen freuen, wenn sie fröhlich sind (Römer 12, 15).
Christus selbst hat uns das im Evangelium vorgelebt, so auch als er nach Judäa zurückkehrte als Lazarus krank war (Johannes 11, 7). Und obwohl Verfolgung und Tod drohten, haben die Jünger Jesu dasselbe vorgelebt.
Lasst uns mit diesem Wissen die folgenden Aufforderungen genauer betrachten.
1. "Lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in völliger Gewissheit…“
Mit Blick auf den Text können wir sehen, dass diese Gewissheit nicht von etwas entsteht, was wir getan haben oder tun könnten. Sie kommt von Jesus – wer er ist und was er vollbracht hat, ist ausschlaggebend. In den vorherigen Kapiteln des Hebräerbriefes erkennen wir, dass Jesus das höchste Opfer vollbracht hat. Wir sind nicht an Rituale (Opfer) gebunden, die ständig für unsere Sünden erbracht werden müssen. Stattdessen hat Jesus das Opfer vollbracht, das ein für alle Mal gilt. Er ist ein für alle Mal für unsere Sünden gestorben und unsere Übertretungen sind durch ihn vergeben und vergessen. Nicht nur für einen Tag, einen Moment oder etwa ein Jahr, sondern für alle Ewigkeit (Hebräer 10, 11-18). Diese Aufforderung dient dazu, unsere Herzen zusammenzuführen (wie die Kirche). Wir sollen einander an die Fürsorge, das Mitgefühl und die Vergebung von Christus erinnern. Das hilft uns dabei, näher an Gott und aneinanderzurücken, immer. Egal was passiert ist, egal was wir getan haben oder uns vielleicht angetan wurde. Da ist keine Barriere zwischen uns und Gott. Wir können Gott im Glauben an Jesus ehrlich und immer wieder unsere Bedürfnisse und unseren Dank bringen. Er ist mehr als nur fähig (Epheser 3, 14-21). Also lasst uns ihm annähern, nicht nur wir alleine, sondern gemeinsam mit anderen und für andere – als eine Gemeinschaft der Gläubigen.
2. "Lasst uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung, ohne zu wanken"
Diese Aussage wird klargestellt durch: „denn er ist treu, der die Verheißung gegeben hat“. Unsere Hoffnung liegt in diesem wunderbaren Jesus. Nicht du oder ich sind ausschlaggebend, sondern er macht das alles möglich. In Hebräer 11 sehen wir gläubige Männer und Frauen, die sich fest an genau diese Hoffnung klammern. Diese Geschichten werden hier nicht zufällig erwähnt. Sie bekräftigen uns als Gemeinschaft, zu ertragen und durchzuhalten. Oft haben diese Menschen eine neue Eigenschaft von Gott erkannt, die vorher keinem klar war. Und trotzdem haben sie ihm vertraut. Zum Beispiel wusste Abraham, dass falls er Isaak töten würde, Gott die Macht hatte, Isaak von den Toten zu erwecken. Das ist etwas, was es bis zu diesem Zeitpunkt in der Geschichte noch nie gegeben hatte (Hebräer 11,19)! Wir wissen nicht genau, wie Gott unsere Geschichte schreiben wird, aber wir wissen: Er ist gut, er ist Gott, er hat unsere Geschichte begonnen und er wird sie zu einem perfekten Ende führen (Hebräer 12,2). Also lasst uns an unserer Wahrheit und Hoffnung festhalten, während wir gemeinsam mit Ausdauer weitergehen.
3. „Lasst uns aufeinander achtgeben, damit wir uns gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken…“
Jesus sagt uns, dass andere an der Liebe, die wir untereinander haben, erkennen werden, dass wir seine Jünger sind (Johannes 13,35). Die ersten Gemeinden waren dafür bekannt (Apostelgeschichte 2, 42) sich zu versammeln, gemeinsam zu beten und gemeinsam zu essen. Sie lebten zusammen. Das ist es, was diese Aufforderung meint. Wir sind dazu berufen, andere zu ermutigen, dazuzukommen. Das beste an der Liebe ist, dass sie nicht existieren kann, ohne jemanden der geliebt wird. Ein Aufruf zu lieben ist ein Aufruf zur Gemeinschaft und zu guten Werken. Unser Dienst zählt. Jeder hat irgendeine Begabung oder Fähigkeit, um Gott und seiner Gemeinschaft zu dienen. Das Wunderbare an der Zugehörigkeit einer glaubenserfüllten Gemeinschaft ist, dass man eine sichere Umgebung (safe place) hat, um anderen zu dienen und sich von anderen dienen zu lassen. Es ist, wie Teil einer Familie zu sein und in manchen Fällen sogar besser als das.
Im weiteren Verlauf des Textes, werden wir aufgerufen, uns zu versammeln und uns gegenseitig zu ermutigen – besonders in Erwartung der Ewigkeit (Hebräer 11,25). Wenn wir Jesus von Angesicht zu Angesicht sehen, werden wir immer noch Menschen sein, die sich auf Jesus verlassen. Wir werden uns weiterhin versammeln, ihn preisen, ihm näherkommen, in ihm unsere Hoffnung bezeugen, einander lieben, einander dienen und so weiter. Also lasst uns im Lichte der Ewigkeit weiterhin Menschen des Glaubens und des Gebets sein. Lasst uns auf den Tag warten, an dem unser Glauben zum Schauen kommt und unsere Gebete aus Lobpreis bestehen – dem gewidmet, der mehr als fähig ist.