
Ulrich Parzany ist ein bekannter evangelischer Theologe, Pfarrer, Prediger und Autor. Die evangelistische europaweite Großveranstaltung ProChrist wurde wesentlich von seinen klaren, biblischen Botschaften geprägt. Mit mittlerweile 78 Jahren ist er weiter Woche für Woche in Deutschlang auf Reisen, verkündet das rettende Evangelium von Jesus Christus und verteidigt Gottes Wort, die Bibel als wahren und relevanten Leitfaden für ein gelingendes Leben.
Seine aktuellsten Bücher „Was nun Kirche? – Ein großes Schiff in Gefahr“ und „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ nehmen klar Stellung zu aktuellen Entwicklungen in Kirche, Gemeinde und Gesellschaft.
- In Ihrem aktuellen Buch "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen" sprechen Sie gesellschaftliche Strömungen und den Zeitgeist an. Welche Entwicklung beobachten Sie hier und welche Risiken sehen Sie?
Die meisten Menschen in Deutschland sind keine Christen, obwohl noch viele einer Kirche angehören. Darum dürfen wir uns nicht wundern, dass die Bibel und Gottes Gebote für die meisten keine Bedeutung haben. Es ist wie am Anfang der Christenheit: Wir Jesus-Nachfolger leben fröhlich nach Gottes Wort, auch wenn die Leute ringsum anders leben. Christsein aus Tradition – das funktioniert heute nicht mehr. Klare Entscheidungen für oder gegen Jesus sind nötig.
- Sie wurden 1941 geboren und leben damit fast acht Jahrzehnte auf dieser Welt. Was hat Sie in diesen Jahren besonders getragen und welchen Zweifeln im Glauben waren Sie ausgesetzt?
Jesus lebt und das Wort der Bibel ist wahr und zuverlässig. Darauf können wir uns verlassen, auch wenn immer wieder Zweifel kommen. Wir sind vielmehr Kinder unserer Zeit, als uns lieb ist. Wir denken oft wie alle: Was ich nicht sehe, das gibt es nicht. Daraus entstehen die Zweifel. Aber ich habe erfahren, dass Jesus selbst durch sein Wort und den Heiligen Geist solche Zweifel besiegt und neue Gewissheit schenkt.
- In unserer Zeit werden viele Fragen neu gestellt und beantwortet. Warum wehren Sie sich dagegen, die Bibel kritisch in Frage zu stellen?
Was heißt „kritisch“? Das Wort Kritik kommt aus der griechischen Sprache und heißt „unterscheiden, beurteilen“. Nach welchem Maßstab sollen wir die Bibel beurteilen? In den letzten 300 Jahren hat in Europa eine Weltanschauung beherrschenden Einfluss gewonnen, die behauptet, dass Gott nicht redet und handelt. Wenn man von einem solchen atheistischen Standpunkt aus die Bibel beurteilt, hat man es bei den Aussagen der Bibel nur mit menschlichen Vorstellungen zu tun, die heute nicht mehr gelten. Ich vertraue aber darauf, dass Gott sich in Israel und endgültig in Jesus Christus offenbart hat. Er handelt und redet tatsächlich. Von dieser Voraussetzung gehe ich aus, wenn ich die Bibel lese. Darum vertraue ich ihren Aussagen. Ich sehe keinen Grund, das gottlose Vorurteil der modernen Weltanschauungen teilen zu müssen.
- „Spiritualität" hat Hochkonjunktur mit Milliardenausgaben allein in Deutschland. Warum spielt der christliche Glaube dabei so eine geringe Rolle und welche Chancen können christliche Gemeinden in dieser Sache ergreifen?
Wenn die christlichen Gemeinden das Evangelium von Jesus nicht in der Öffentlichkeit verkünden – wie sollen dann die Menschen an Jesus glauben? Wir haben in Deutschland alle Freiheit, das Evangelium bekanntzumachen. Wenn wir uns aber in unseren Kirchen und Gemeindehäusern verstecken, dürfen wir nicht beklagen, dass das Evangelium in der Öffentlichkeit keine Rolle spielt.
- Schauen wir auf die christliche Landschaft weltweit, sehen wir teilweise unübersichtliche Denominationen mit den verschiedensten Prägungen und Schwerpunkten. Sind wir so denn überhaupt ein Leib oder verliert die christliche Gemeinschaft an Einheit?
Um die Wahrheit muss immer gerungen werden. Sie kann nicht von oben aufgezwungen werden. Wenn das Wort Gottes missachtet wird, muss es auch Spaltungen geben. Viele Unterschiede sind aber kulturell bedingt. Manche lieben eine geordnete Liturgie im Gottesdienst, andere möchten ihre Gefühle spontan ausdrücken. Es darf gern verschiedene Formen geben, Gott zu loben. Ich glaube, dass es weltweit eine Kirche des Herrn Jesus Christus gibt, einen Leib, der sich an vielen Orten in verschiedenen Formen versammelt. Wer durch Jesus Vergebung der Sünden empfängt und Jesus als Herrn bekennt, der gehört zum weltweiten Leib des Jesus Christus. Manche Spaltungen sind ärgerlich und überflüssig. Aber ich freue mich über die bunte Blütenwiese der Christenheit. Wie wir es im Apostolischen Glaubensbekenntnis sagen: Ich glaube an den Heiligen Geist, die eine christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen.
Persönliches
- Wie hat sich Ihr Glaube in den Jahren entwickelt, wo haben sich Schwerpunkte verändert?
Mein Glaube ist gewachsen. Ich habe die Bibel mehr und mehr verstanden. Jesus ist mir immer wichtiger geworden. Ich lebe bis zum letzten Atemzug von der Vergebung der Sünden. Ich freue mich, dass ich Jesus sehen werde, wenn er wiederkommt oder wenn ich vorher sterbe und bei ihm bin.
- Mit welchem Bibelvers verbinden Sie eine besondere Geschichte?
Ich habe nicht nur einen besonderen Bibelvers. Mich prägen mehr die Zusammenhänge der biblischen Texte. Aber das Wort Psalm 34,6 hat mich immer wieder ermutigt: „Welche auf IHN sehen, die werden strahlen vor Freude und ihr Angesicht wird nicht schamrot werden.“
- Welchen Wunsch oder welche Empfehlung haben Sie für die christliche Gemeinde, speziell in Deutschland?
Erstens: Lest täglich die Bibel, damit ihr stark und urteilsfähig werdet! Zweitens: Bringt das Evangelium von Jesus unter die Leute, die ihn nicht kennen oder vergessen haben. Tut es in persönlichen Gesprächen und in öffentlichen Veranstaltungen!
Wir laden herzlich zu den Veranstaltungen in die ChristusBrüderGemeinde ein: